Porträt

Ein schöner Ruhestand dank Sozialstation

Das Ehepaar Meinert ist dem Pflegedienst treu

Ein Eheleben lang waren die Meinerts aktiv. Angela, 85 Jahre, arbeitete als Sekretärin, ihr vier Jahre älterer Ehemann Franz-Josef als Angestellter im Landesdienst in gehobener Position. „Seit 1995 sind wir im wohlverdienten Ruhestand“, berichtet die Frau mit Kurzhaarschnitt und Trekkinghose. In ihrer Erdgeschosswohnung mit großer Terrasse in einem Mehrfamilienhaus in Stuttgart-Kaltental fühlen sie sich seit mehr als 40 Jahren zuhause. Vor sechs Jahren aber fingen die Beschwerden an, mit denen sie nicht mehr allein zurechtkamen. Angela Meinert: „Gottseidank gibt es dafür die Sozialstation.“

Freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Angefangen habe es mit einer Blessur am Bein. „Mein Mann hatte dort eine sechs Zentimeter große Wunde, die sich nicht mehr schloss“, erzählt Frau Meinert. Daher baten sie die Katholische Sozialstation Stuttgart, zu helfen und die Wundheilung täglich zu begleiten. Auch ihr greifen die versierten Fachkräfte des Pflegedienstes unter die Arme. „Mir ziehen sie seit zwei Jahren Thrombosestrümpfe an, die brauche ich wegen meiner Venenbeschwerden.“ Insgesamt seien die Mitarbeitenden sehr freundlich. „Es sind alles nette Leute, die die Sozialstation zu uns schickt“, freut sich Frau Meinert, die auch seit Jahren sehr herzkrank ist. Sie kennt die Branche nicht nur von der Betroffenenseite. Schließlich wirkte sie zwanzig Jahre ehrenamtlich als Grüne Dame im Katharinenhospital und unterstützte alte und kranke Menschen, sich im Krankenhaus zurecht zu finden.

Singend durchs Leben

Das Hobby von Herrn Meinert war ganz anders gelagert: in Richtung Musik. Er singt für sein Leben gern, am liebsten in Gesellschaft. „Ich habe in Extrachören an drei Opernhäusern und in gemischten Chören gesungen“, sagt der groß gewachsene Mann. Zu seinem Repertoire gehörten 40 verschiedene Opern, die letzte sei „Boris Godunow“ von Modest Mussorgski gewesen – „natürlich im russischen Original“. Seine Frau ergänzt: „Wenn irgendwo ein Tenor gefehlt hat, haben sie ihn angerufen.“ Daher sei er viel weg gewesen. Auch heute noch singt er trotz zweier Hüftoperationen im Chor seiner Heimatgemeinde.

Mit acht auf der Bühne

Begonnen habe er mit dem Singen bereits in jungen Jahren, da sein Vater im heimatlichen Dresden Opernsänger war. „Meine musikalische Grundausbildung bekam ich im berühmten Dresdner Kreuzchor und wechselte später zu den Kapellknaben, dem Knabenchor an der Katholischen Hofkirche in Dresden. Meine ersten Bühnenerfahrungen machte ich in der Semperoper. Unser Chor wurde stets eingesetzt, wenn bei Aufführungen ein Kinderchor benötigt wurde“, erzählt Herr Meinert mit leuchtenden Augen. Da zur Grundausbildung auch Sprachunterricht gehörte und er nicht sächselte, bekam er – nach Auswahl unter etwa 40 Mitbewerbern – mit acht Jahren eine Rolle in Goethes Theaterstück Götz von Berlichingen im Dresdner Schauspiel. Dort habe er gemeinsam mit dem großen Heinrich George, dem Vater von Götz George, auf der Bühne gestanden, schildert er sein Kindheitserlebnis nicht ohne Stolz und zeigt einen Zeitungsausschnitt von 1940, auf dem er und der Darsteller abgebildet sind.

Reiselust ausgelebt

Mit der Liebe zum Singen konnte Franz-Josef Meinert auch das Fernweh verbinden. „Mit einem Chor sind wir bis nach Japan gekommen.“ Gemeinsam haben sie viele fremde Länder bereist. „Wir wollten immer die Landschaft sehen und Land und Leute kennenlernen“, sagt Angela Meinert und deutet auf eine Mappe, in der auf Karopapier alle Reisen verzeichnet sind. Am besten hätten ihnen die Fahrten nach Asien und Afrika gefallen, vor allem nach Kenia. Von dem Urlaub in dem ostafrikanischen Land, mit Safari und allem Drum und Dran, schwärmen sie noch heute. Ihn zog es mit seinem Sohn vor Jahren nach Südafrika. „Dort habe ich unter Aufsicht des Wildhüters einen Gepard gestreichelt.“ Angela Meinert schüttelt den Kopf: „Ich bin in solchen Dingen zurückhaltender.“

Schicksalsschlag gemeistert

Beide wirken ausgeglichen und zufrieden mit ihrem Leben - trotz eines schweren Schicksalsschlags, da der zweitgeborene Sohn nach 36 Stunden verstarb. Mit ihrem älteren Sohn sei alles bestens gelaufen. Er, der für sie größere Besorgungen erledige, habe als Ingenieur in der Automobilbranche gearbeitet. Und ihre Enkeltochter werde ihnen demnächst einen Urenkel schenken. „Darüber freuen wir uns sehr“, bekunden beide und strahlen um die Wette.

Glücklicher Ruhestand

Da Reisen für die beiden heute zu beschwerlich sind, machen sie es sich zuhause gemütlich. Oft bleibt sonntags die Küche kalt und sie gehen ins Restaurant. 2023 möchte das seit 63 Jahren verheiratete Paar möglichst noch die Eiserne Hochzeit begehen. „Die Diamantene Hochzeit haben wir vor drei Jahren mit vielen Freunden in der Kirche gefeiert“, erzählt er versonnen. „Ja, das war schön. Wir haben überhaupt alles gut gemanagt“, resümiert sie mit entschlossener Stimme und blickt ihren Mann an. Der nickt ihr zufrieden lächelnd zu.

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